Erste Rezension von Willi Schewski zum TANNalbum „Koniferen“

„Tann“ (D) legen mit „Koniferen“ ein melodiöses stimmungsvolles Jazz-Album vor

Von Willi Schewski. „Tann“. Schon mal was von „Tann“ gehört? Nein, mit „Tann“ ist nicht der staatlich anerkannten Luftkurort in der Rhön gemeint und auch nicht das Adelsgeschlecht.

Mit „Tann“ ist ein junges deutsches Jazz-Trio gemeint, und dieses veröffentlicht am 26. Oktober 2012 beim Berliner Label Traumton Records ihr Album „Koniferen“ („Nadelhölzer“).

Das Trio „Tann“ setzt sich zusammen aus Dirk Haefner (Gitarre), René Bornstein (Bass) und Demian Kappenstein (Schlag- und Effektinstrumente).

Ihr gemeinsames Werk „Koniferen“ ist ein wunderschön melodiöses, bisweilen balladenhaftes und stimmungsvolles Jazz-Album. Das die Songs zuweilen zum Jazz-Rock tendieren und auch eine Priese Blues zum Vorschein kommt, macht diese Platte um so sympathischer. Dem Hörer bietet „Koniferen“ eine dichte, schlüssige Klanggestaltung und eine überraschend freie Soundstruktur, die Spaß macht und zuweilen die humovolle Seite der jungen Musiker unterstreicht. Einige Titel, die dem Verfasser besonders ins Ohr gingen, seien hier genannt:

Der Einstieg gelingt fetzig mit der Nummer „Novemberlied“, wobei Schlagzeuger Demian Kappenstein überzeugend mit Gitarristen Dirk Haefner interagiert und den Außer-Atem-Song spielerisch locker begleitet.

Bei Titel Nr. 4 („You“), der tendenziell an eine meditative Verarbeitung eines Folklore-Songs erinnert (obschon der Song aus der Feder von Gitarristen Dirk Haefner stammt), spielt genannter Gitarrist sein Gerät souverän, lässig und cool. Der leicht bluessige Charakter haucht dem Song ein Stück Mississippi-Feeling ein.

Bei „Julia auf dem Ponyhof“ (Song Nr. 5), einer rockig, flüssigen Nummer, dominiert Haefner mit runden Gitarrenläufen. Der langsame Einstieg in den Song täuscht ein wenig; harmonisieren doch im weiteren dynamischen Verlauf Bassist René Bornstein und Gitarrist Haefner mit einer beeindruckenden symbiotischen Lässigkeit.

(c) Traumton Records
Bei Titel Nummer 6, „Bernstein“, hat man es in der Tat mit einem musikalischen Schmuckstück zu tun. Beim feinen, sensiblen Einstieg glaubt man an ein Stückchen „Summertime“ von Jennis Joplin erinnert;

wären da nicht die plötzlichen Tempiwechsel und das in der Mitte des Titels fantastisch weiche Bassspiel des René Bornstein in Kongenialität mit Schlagzeuger Demian Kappenstein. Im letzten Drittel dominiert wieder Gitarrist Haefner mit einem abwechslungsreichen, mal mittelscharfen mal weichen Gitarrenarangement.

Sehen, hören, staunen: TANN spielen „Round n‘ Round“ live in Dresden (Quelle: YouTube)

Ein paar Worte über die Musiker:
Gitarrist Dirk Haefner hat in Bands von Roger Whittakker oder Sängerin Kira gespielt, er gewann mehrere Seminare und belegte den zweiten Platz beim internationalen Nachwuchswettbewerb in Burghausen. Ferner wirkte Haefner bei Aufnahmen von Gruppen wie Sessao oder Xochil mit.

Schlagzeuger Demian Kappenstein ist in den Stilen Rock bis Avantgarde zuhause. Er versteht es dabei zu gleichen Teilen sich als Soundgenerator wie Rhythmusgarant zu exponieren. Das sprach sich in der Szene herum und es folgten Auftritte mit Größen wie Rolf Kühn, Markus Stockhausen, Kurt Rosenwinkel und Vincent von Schlippenbach.

Der Bassist René Bornstein hat unter anderem bei Tom Götze gelernt und ist bei Thomas Zoller in die Hörlehre gegangen. Auf dieser Basis hat er sich zu einem gefragten Mann an der Seite der ostdeutschen und Berliner Jazzszene entwickelt, der inzwischen auch über die Landesgrenzen hinaus aktiv ist.

Titelverzeichnis „Koniferen“:

1. Novemberlied 3:47
2. Circus Dots 5:26
3. Round ‚n‘ Round 4:12
4. You 8:06
5. Julia auf dem Ponyhof 4:54
6. Bernstein 5:47
7. Jardim 5:09
8. Zeitgeist 5:39
9. Schlafen 7:12

Weitere Infos:
Tann im Web: http://www.tannjazz.de
Facebook: www.facebook.com/trioddr

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