Jazzcafé – „Dirk Haefner Trio“ gastiert mit entspannt lockeren Jazztönen im „Rind“

Eigenkompositionen aus dem Waldhäuschen

Jazzcafé – „Dirk Haefner Trio“ gastiert mit entspannt lockeren Jazztönen im „Rind“

Wer schon bei Roger Whittaker seine Brötchen verdient hat, muss sich einfach rabiat den Frust vom Leibe spielen – sollte man meinen. Aber Dirk Häfner vom gleichnamigen Trio hat die musikalische Hungertour offensichtlich gut überstanden, wie beim Gastspiel der Band am Sonntagabend im „Jazzcafé“ zu hören war, und verzichtet trotz der Ansammlung elektronischer Beihilfen zu seinen Füßen ganz auf dröhnend verzerrten Schnickschnack und Rekorde heischende Kavalierstarts.
Der Absolvent der britischen „Academy of contemporary Music“ bevorzugt einen klaren, bei Pat Metheny angesiedelten Sound, was ihn freilich nicht davon abhält, gelegentlich auch mal voll aufzudrehen.

Das unbetitelte Auftaktstück ist in sanften Pastelltönen gehalten. Gemeinsam mit Schlagzeuger Demian Kappenstein legt er in der Mitte des ersten Sets dagegen ein Aufsehen erregendes Duo hin, bei dem alle Unterscheidungen zwischen „Lead“ und Begleitung hinfällig werden.
Bassist René Bornstein hält sich nicht mit begleitenden Grundtönen auf, sondern stellt mit einfallsreicher Melodik klar, dass die drei Dresdner auf Augenhöhe agieren.
Die Band nennt sich nach eigenen Angaben ständig um: Steht im Programmheft neben „Dirk Haefner Trio“ noch die Bezeichnung „D.D.R“ – nach den Vornamen Dirk, Demian und René – so nennt sich die Formation auf der Bühne plötzlich „Tann“ – inspiriert vom Aufnahmeort ihrer aktuellen CD „Jardim“, einem kleinen Waldhäuschen.
Fast ausschließlich Eigenkompositionen werden an diesem Abend präsentiert, die nicht ohne Witz betitelt werden: „Schlafen“ beispielsweise heißt nicht etwa so, weil es zum Gähnen anregen würde. Das Stück ist zwar so ruhig, dass Schlagzeuger Kappenstein echte Besen verwendet, heißt aber so, weil Haefner beim Komponieren einnickte.
Bassist Bornstein dagegen verarbeitet regelmäßige Depressionsschübe zur Herbstzeit in durchnummerierten „Novemberliedern“. „Novemberlied 5“ malt er mit breitem Pinsel in satten Farben – eine Grundierung, die zu wilden Soli einlädt.
„Julia aufm Ponyhof“ ist einer befreundeten Dresdner Pianistin gewidmet. Wer mag, kann sich zu den unisono gespielten synkopischen Figuren des Intros nicht ganz gut verlaufene Reitversuche vorstellen.
Die jungen Musiker aus dem Umfeld der Dresdner Musikhochschule präsentieren sich als kompakte, spieltechnisch versierte Einheit, die es mit dem Einfallsreichtum bei den Arrangements nicht übertreibt – Demian Kappensteins Einsatz diverser Metallketten, die über den Rahmen seiner Trommeln gezogen werden oder, gleichzeitig mit den Trommelstöcken in der Hand gehalten, eine aleatorische perkussive Aura erzeugen, sind da eine Ausnahme. Angenehm unaufgeregt bescheren sie den rund 40 Zuhörern einen hörenswerten Ausklang der Woche.

Von Sven Hormuth

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